Ausbildung abbrechen, nach 2 Monaten?
Ein Erfahrungsbericht und Gedanken zum Umgang mit Krisen in der Lehrzeit
„Unser Sohn (19) hat eine Ausbildung zum Elektroniker angefangen. Schon nach zwei Monaten meint er, das sei nichts für ihn. Er möchte die Ausbildung abbrechen. Meine Frau und ich sind uns uneins. Ich denke, er sollte sich was anderes suchen, meine Frau meint, er müsse sich da durchbeißen. Habt ihr einen Rat?“
Dass es eurem Sohn in seiner Ausbildung nicht gut geht, ist kein Einzelfall. Bei einer Umfrage des Instagram-Kanals von ausbildung.de gaben 17 % der Jugendlichen an, dass sie mit ihrer Ausbildung unzufrieden seien und sie keinen Spaß mache. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen: In meiner Ausbildung als Elektroinstallateur habe ich viele frustrierende Momente erlebt. Besonders in den ersten Wochen war die Umstellung vom Schüler-Dasein zum Acht-Stunden-Job in einer Firma eine echte Herausforderung.
Wie könnt ihr als Eltern damit umgehen?
Sinnvoll wäre es zunächst, mit eurem Sohn in einem persönlichen Gespräch folgende Punkte zu durchdenken:
- Es ist ganz normal, dass man sich in den ersten Monaten einer Ausbildung unwohl fühlt. Die Umstellung vom Schüler- zum Arbeitsleben ist groß.
- Ein offenes Gespräch mit dem Ausbilder oder dem Chef kann helfen, Missverständnisse zu klären.
- Wenn möglich, sollte er versuchen, das erste Jahr durchzuhalten. Beobachtet gemeinsam, wie sich die Situation entwickelt. Wird es besser, lohnt sich das Dranbleiben. Wird es schlechter, darf ein Neuanfang eine Option sein.
- In dieser Zeit kann er reflektieren, was ihm wirklich liegt, und sich behutsam nach Alternativen umsehen – mit eurer Unterstützung.
Teilt eure eigenen Erfahrungen mit ihm. Jede Arbeitsstelle hat Licht- und Schattenseiten. Oft zahlt sich Durchhaltevermögen aus – doch manchmal ist es auch richtig, die Reißleine zu ziehen.
Wann ein Abbruch sinnvoll sein kann
Ein sofortiger Abbruch der Ausbildung sollte nur dann erwogen werden, wenn:
- die Begabungen überhaupt nicht zur Ausbildung passen,
- die Atmosphäre in der Firma toxisch oder zerstörend ist oder
- sich die Persönlichkeit des Sohnes stark verändert (z. B. depressive Verstimmung oder Erschöpfung).
Durchhalten lohnt sich
Meine Frau und ich arbeiten bei Lebenstraum mit jungen Erwachsenen, die wir bei der Berufsfindung, Charakterentwicklung und im geistlichen Leben begleiten. Dabei haben wir festgestellt, dass es sich lohnt, dranzubleiben. Ein paar wenige unserer Teilnehmer/innen der letzten zehn Jahre wollten den 10-monatigen Kurs bei Lebenstraum abbrechen. Aber wir konnten ihnen Mut machen, durchzuhalten und sie haben es geschafft!
Einer unserer Werte im Lebenstraum-Jahr heißt: „Dranbleiben und durchhalten.“ Gerade in der heutigen Zeit lohnt es sich, trotz mancher Herausforderungen durchzuhalten – denn dadurch wächst innere Stärke und Vertrauen auf Gott.